
Anlässlich des Gedenkjahrs 2025 findet im Wiener Burggarten ein Opern Air-Konzert der Sonderklasse mit Elīna Garanča, Sonya Yoncheva, Jonas Kaufmann, Benjamin Bernheim und Boris Pinkhasovich sowie dem Chor und Orchester der Wiener Staatsoper statt. Es dirigiert Bertrand de Billy.
2025 ist für Österreich ein bedeutendes Jahr. Zum 80. Mal jährt sich die Befreiung vom Nationalsozialismus bzw. die Errichtung der Zweiten Republik und es wird 70 Jahre Staatsvertrag gefeiert. 1945 und 1955 sind aber auch in der Geschichte der Wiener Staatsoper ganz entscheidende Jahreszahlen: Am 12. März 1945 trafen Bomben das Haus am Ring, große Teile brannten aus, erst nach 24 Stunden konnte man das Feuer löschen. Bereits zwei Monate nach der Zerstörung wurde ein künstlerischer Notbetrieb in der Volksoper und später zusätzlich im Theater an der Wien ermöglicht. Währenddessen entstand das Haus am Ring neu.
Die feierliche Wiedereröffnung fand am 5. November 1955 statt. Nach einem Festakt am Vormittag spielte man am Abend Beethovens Fidelio, »die« Oper über unrechte Herrschaft und Befreiung aus Liebe. Und die Vorstellung wurde zum Symbol für ein neues Österreich.
Dass der neue Direktor der Wiener Staatsoper, nämlich der Dirigent Karl Böhm, auch der letzte Direktor in der NS-Zeit gewesen war – darüber schwieg man. Dass Hans Tietjen, der Regisseur des Fidelio, ebenso ein NS-Künstler war wie Rudolf Eisenmenger, der den Eisernen Vorhang gestalten durfte und für den man große Namen wie Fritz Wotruba überging – auch darüber sprach man nicht. Wie über viele und Vieles andere. 1955 war die Wiener Staatsoper demnach ein Symbol für so manches – für Freiheit, Hingabe, Leidenschaft, Identität. Und leider auch für einen höchst fragwürdigen Umgang des damaligen Österreich mit seiner unmittelbaren Vergangenheit.
Nähere Infos: https://www.wiener-staatsoper.at/kalender/detail/opern-air/
Fotos: KS Elīna Garanča © Sarah Katharina; KS Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg Sony Music; Sonya Yoncheva © Victor Santiago; Benjamin Bernheim © Edouard Brane